Der Sieg von Adwa; ein Triumph des äthiopischen Widerstands gegen die koloniale Expansion Italiens
Das Jahr 1896 war ein Wendepunkt in der Geschichte Afrikas. Inmitten der wütenden Strömungen des Kolonialismus gelang es dem äthiopischen Kaiser Menelik II., mit einem brillanten strategischen Schachzug eine der europäischen Großmächte, Italien, in die Knie zu zwingen. Dieser Sieg – der Sieg von Adwa – hallt bis heute nach und steht als Symbol des afrikanischen Widerstands gegen die Unterdrückung durch koloniale Mächte.
Um den Sieg von Adwa in seiner vollen Größe zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die politischen Umstände werfen, die zu diesem historischen Ereignis führten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich Äthiopien unter der Herrschaft des Kaisers Tewodros II., einem ambitionierten Herrscher, der versuchte, das zerfallene Reich wieder zusammenzuführen und die internationale Anerkennung seines Landes zu erhöhen.
Tewodros II. führte weitreichende Reformen durch, darunter eine Modernisierung des Militärs und eine Zentralisierung der Macht. Sein Ziel war es, Äthiopien vor den Einflüssen europäischer Kolonialmächte zu schützen. Doch seine radikalen Maßnahmen stießen auf Widerstand innerhalb des Landes.
Nach dem Tod Tewodros’ II. folgte sein Sohn Menelik II., ein geschickter und charismatischer Herrscher, der die Vision seines Vorgängers weiterführen sollte. Er konzentrierte sich auf den Ausbau der Infrastruktur, die Förderung des Handels und die Stärkung des äthiopischen Militärs.
Währenddessen verfolgten italienische Kolonialisten ehrgeizige Pläne für die Expansion ihrer Herrschaft in Afrika. Italien hatte bereits Eritrea erobert und blickte nun nach Süden auf Äthiopien. 1889 unterzeichnete Menelik II., der nach einem friedlichen Zusammenleben strebte, den Vertrag von Wuchale mit Italien. Dieser Vertrag sah eine italienische Schutzherrschaft über Äthiopien vor.
Doch dieser Vertrag war mehr als nur ein Dokument, es enthielt zwei Versionen: eine italienische und eine äthiopische. Die Italiener hatten die Amharische Übersetzung des Vertrags manipuliert, um ihre Interessen zu wahren. Die äthiopische Version sprach von einem “Friedens- und Handelsvertrag” zwischen den beiden Ländern, während die italienische Version einen Vertrag über die italienischen Schutzherrschaft über Äthiopien postulierte.
Als Menelik II. die Manipulation des Vertrags entdeckte, reagierte er schnell und entschlossen. Er erklärte den Vertrag für ungültig und begann mit den Vorbereitungen für den Krieg gegen Italien. Der äthiopische Kaiser konnte auf eine starke Armee zurückgreifen, die aus erfahrenen Soldaten bestand, die mit traditionellen Waffen, Gewehren und modernen Artilleriegeschützen bewaffnet waren.
Die Italiener unterschätzten die militärische Stärke Äthiopiens und gingen davon aus, dass sie einen schnellen Sieg erringen könnten. Am 1. März 1896 trafen sich beide Armeen in der Nähe des Ortes Adwa, in den nördlichen Hochländern Äthiopiens.
Die Schlacht von Adwa war ein brutales und blutiges Gefecht. Die äthiopischen Soldaten kämpften mit großer Tapferkeit und Geschick. Sie nutzten das Gelände zu ihrem Vorteil und griffen die italienischen Truppen aus allen Richtungen an.
Nach sieben Stunden des Kampfes zogen sich die Italiener zurück, besiegelt von den überlegenen Taktiken der äthiopischen Armee.
Der Sieg von Adwa hatte weitreichende Folgen für Afrika und die Welt:
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Ende der europäischen Kolonialisierung Afrikas: Der Sieg bewies, dass afrikanische Völker gegen koloniale Unterdrückung kämpfen konnten. Er inspirierte andere afrikanische Nationen, sich gegen die Kolonialmächte aufzulehnen.
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Stärkung des Selbstbewusstseins in Afrika: Der Sieg von Adwa stärkte das Selbstbewusstsein der afrikanischen Bevölkerung und trug dazu bei, dass Afrika als eigenständiger Kontinent mit eigener Geschichte und Kultur anerkannt wurde.
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Ein Symbol der Solidarität: Der Sieg von Adwa wird bis heute in ganz Afrika gefeiert. Er steht für die Einheit Afrikas und die Fähigkeit der afrikanischen Völker, sich gegen Unterdrückung zu wehren.
Die Schlacht von Adwa bleibt eine bedeutende Lektion in der Geschichte: Die Unterdrückung durch koloniale Mächte kann überwunden werden, wenn Menschen zusammenstehen und gemeinsam für ihre Freiheit kämpfen.